Förster Thomas Hubli zeigt, warum die Eschen im «Hardhölzli» nicht mehr zu retten sind. Bild: sj
08.09.2023 01:00
Ein grosser Eingriff als Beginn für etwas Neues im «Hardhölzli»-Wald
«Phönix aus der Asche» - so kann man die nächsten Jahre für den Hardhölzli-Wald beschreiben. Nach Fällarbeiten, welche durch die Erkrankung des Eschenbestandes unumgänglich sind, wird sich der Wald als aufgewerteter Erholungsraum präsentieren.¶
Regensdorf. «Wir machen aus der Not eine Tugend und werden im Hardhölzli-Wald eine ökologisch wertvolle Oase schaffen», meint Ladina Engler, die Leiterin Raum & Umwelt bei der Gemeinde Regensdorf. Bis es aber so weit ist, werden in den nächsten Wochen die Forstmaschinen auffahren müssen. «Leider ist der Eschenbestand im Hardhölzli krank», erklärt Revierförster Thomas Hubli. Deshalb habe man keine andere Wahl, als die Bäume zu fällen. Diese sind vom Eschentriebsterben befallen, welches durch einen Pilz verursacht wird. Es gäbe im Moment keine Massnahme, um der Krankheit entgegenzuwirken, so Hubli. Bäume in jedem Alter sind von der Krankheit betroffen, welche zum Absterben der Äste und Triebe der Esche führt. Dass der Baum dadurch bereits geschwächt ist, nutzen andere Krankheitserreger, wie zum Beispiel der Hallimasch-Pilz. Geschwächte Bäume wiederum können instabil werden.
Fazit, der Wind hat ein leichtes Spiel, diese zu Fall zu bringen. Besucher des Waldes und speziell beim Hardhölzli-Wald die stark befahrene Wehntalstrasse, sind somit Gefahren ausgesetzt, welche nicht ignoriert werden können. «Auf der Strasse kam es bereits zu Sperrungen und Einsätzen der Feuerwehr, da Bäume umgestürzt sind», weiss Hubli. Somit musste die Entscheidung getroffen werden, rund 60 Prozent des bestehenden Baumbestandes zu fällen. Dabei haben die Verantwortlichen alle Aspekte berücksichtigt, welche im Hardhölzli-Wald zu finden sind. Denn, dieser ist auch ein beliebter Nistplatz für Graureiher und Rotmilan. «Natürlich haben wir das Vorhaben mit dem Vogelschutz besprochen», so Hubli, welcher grünes Licht für das Vorgehen gegeben habe. «Die Vögel werden deshalb den Ort nicht verlassen und im Frühjahr wieder ihre Nester bauen.» Denn auch auf den Eichen und Buchen haben sich die Graureiher bereits niedergelassen.
Doch vorerst führt kein Weg daran vorbei, im Oktober werden die Forstmaschinen auffahren. Der schwere, tiefgründige Boden sei ausschlaggebend, dass der Holzschlag im nächsten Monat stattfinden soll. «So können wir noch die Trockenheit des Sommers ausnützen», weiss der Fachmann. Das Holz der gefällten Eschen wird zum Verkauf gelangen. Im November werden neue Bäume gepflanzt, wobei darauf geachtet wird, dass es sich um klimaresistente «Nachfolger» handelt.
Wichtig ist den Verantwortlichen, dass das «Hardhölzli» ein attraktiver Naherholungswald mit verschiedensten Nutzungsmöglichkeiten für die Bevölkerung von Regensdorf sein wird. Wie vor Ort zu erfahren war, sind dafür drei Bereiche vorgesehen. Ein Teil soll naturbelassen bleiben, heisst, «wir möchten keine Wege für die Begehung schaffen, Totholz wird ein Lebensbereich für verschiedenste Kleinlebewesen sein und wie gesagt, es soll einfach ein Naturwald sein», führt Hubli aus.
Ein weiteres Projekt ist der «Esswald», wo Beeren, Nüsse, Kastanien und einiges mehr wachsen soll, welches den Wald erlebbar macht. «Es ist aber nicht die Meinung, somit eine Unterhaltungsmeile zu schaffen», betont Engler. Der Wald soll auch in diesem Bereich mit Respekt genossen werden. Denkbar ist, dass es auch ein Waldschulzimmer geben wird.Ein weiterer Bereich wird ein Eichenmischwald sein, wo nebst der Eiche weitere Lichtbaumarten gedeihen sollen, wie Linden, Kirschbaum, Edelkastanien und so weiter. Die Geräusche der Wehntalstrasse sollen mittels einer natürlichen Lärmschutzwand nicht zu tief ins «Hardhölzli» vordringen können. «Es wird sicher auch Grillstellen und Bänke geben», so Engler, aber diese möchte man eher ausserhalb des Waldes planen.
Ein Ort der Erholung
«Wir erschaffen in diesem Waldstück, mitten im Siedlungsgebiet, sicherlich auch einen Raum für die nächsten Generationen», so Hubli, denn auch wenn Jungbäume gepflanzt werden, bis die Natur sich in ihrer vollen Pracht zeigen wird, werden einige Jahre ins Land ziehen. Biodiversität und Erholung haben im «Hardhölzli» das Sagen, es werde keine kommerzielle Nutzung geben. «Der Wald soll einfach zur Erholung für die Menschen dienen und diese erfreuen», so Hubli. Er soll insbesondere als sogenannter «Cool-Spot» an heissen Tagen Abkühlung bringen. Herrschen im Wald im Sommer doch bis zu 5 Grad tiefere Temperaturen als im Freiland. Noch viel höher ist der Unterschied gegenüber dicht bebautem Siedlungsgebiet. Natürlich erhoffe man sich von der Aufwertung auch, dass die Leute achtsamer mit der Natur umgehen würden, heisst konkret auch, dass der Abfall nicht im Wald, sondern in der Mülltonne landet.
Das Waldstück wird einst auch eine Rolle bei der Furttalpromenade spielen, welche im Zusammenhang mit dem Bahnhof-Nord-Vorhaben geschaffen wird. Diese wiederum beinhaltet, dass eine Freizone bei der Überbauung der Parzellen berücksichtigt werden muss, welche als Begegnungszone für die Anwohner dienen soll. Diese Promenade wird beim Eingang zum Hardhölzli-Wald enden und mit einem Rad- und Gehweg durch den Wald ergänzt. «Es wäre also sowieso geplant gewesen, ein Projekt für den Wald zu planen», erklärt Engler, durch das Eschensterben und die damit nötigen Fällarbeiten würde dies nun vorgezogen.
Damit Interessierte über das weitere Vorgehen im Hardhölzli-Wald informiert sind, wird die Gemeinde Informationen über das Vorhaben auf ihrer Homepage aufschalten . Zudem werden Informationsplakate bei den Waldeingängen angebracht. Sollten die Verkehrsachsen von den bevorstehenden Fällarbeiten betroffen sein, wird eine umfassende Signalisierung erfolgen. Die Bevölkerung wird gebeten, sich an Wegsperrungen und Beschilderungen zu halten, um den Forstarbeitern die Arbeit nicht zu erschweren.
Die Verwandlung, welche im Wald in den nächsten Jahren stattfindet, wird an verschiedenen Standorten fotografisch festgehalten. Sie werden die Zeitreise des Hardhölzli-Waldes zeigen und sicherlich für das eine oder andere Staunen sorgen, welche Veränderungen vor sich gehen.
Judith Sacchi