Céline Werdelis
arbeitet als Radio-Moderatorin und Produzentin beim Privatsender «Radio 24».
Daniel Werner Stotz hat ein Flair für die Schriftstellerei und arbeitet derzeit an einem Porträt über den Rhein. Aus seinem Projekt «All about the Flow», das auf zwei Jahre angelegt ist, soll ein umfangreiches eBook mit Multimedia-Elementen resultieren.
Eglisau Er hat viel gesehen und noch mehr erlebt. Seine rund 15'000 Kilometer langen Fahrradtouren durch sämtliche Sprachregionen Europas, wie etwa Schottland, Türkei und Rumänien, haben ihn auf positive Weise geprägt. Als studierter Linguist wollte Daniel Werner Stotz unbedingt wissen: Wie viele Sprachen gibt es in Europa, wo werden sie gesprochen, was zählt als Sprache, was als Dialekt und gibt es Probleme bei Minderheitssprachen? Diesen und weiteren Fragen ging der Reiseenthusiast ausgiebig nach und verfasste daraufhin einen umfangreichen Reisebericht – angereichert mit enzyklopädischen Beiträgen. «Around Europe in 80 Languages» nennt sich das 2017 publizierte englischsprachige Werk (iBook) und kann unter «itunes.apple.com» erworben werden.
Nach knapp 70 Fachartikeln und vier Romanen, die im Laufe von 33 Jahren entstanden, arbeitet der pensionierte Autor momentan an einer Biografie über den Fluss Rhein. «Ich habe Flüsse immer schon geliebt und ziehe diese sogar dem Meer vor», berichtet er. Sie würden die Landschaft formen und stets eine Geschichte mit sich herumtragen. «Die Flüsse waren zu alten Zeiten sehr viel wichtiger als Strassen, weil es einfacher war, Waren darauf zu transportieren, so etwa kostbare Handelsgüter wie Salz», erwähnt Stotz eine aus historischer Sicht bedeutungsvolle Tatsache. Als Flussliebhaber erkundet er den Rhein etappenweise und ist entweder mit seinem Kanu, dem Mountainbike oder zu Fuss unterwegs. Beispielsweise am oder im Eglisauer Stausee, der von Schilfgebieten und Biotopen umgeben ist, worin sich Vogelarten wie Silberreiher, Enten, Schwäne und Eisvögel tummeln und ihrer Beutejagd nachgehen. «Das Ziel ist es, die Landschaft aus allen möglichen Perspektiven zu erleben und meine Eindrücke in einem Journal festzuhalten», verrät der Sprachwissenschaftler. Aufgepeppt werden soll das Ganze mit kurzen Hintergrundinformationen, so zum Beispiel: Woher hat der Rhein seinen Namen? Laut Daniel Stotz sei die Etymologie dahinter bis heute nicht gänzlich geklärt, aber wahrscheinlich beziehe sich der Name «Rhein» auf eine indoeuropäische Wurzel mit der Bedeutung «fliessen». Damit ist auch der bekannte altgriechische Spruch «panta rhei» (alles fliesst) verwandt, wie der 60-Jährige meint.
Für sein neues, englischsprachiges iBook recherchiert Stotz im Internet, in Fachzeitschriften sowie Sachbüchern, führt regelmässig Privatexkursionen in der Umgebung des Rheins durch und unterhält sich hin und wieder mal mit Einheimischen. Von Letzteren lässt er mitunter einige Anekdoten in sein schriftstellerisches Werk einfliessen und verleiht diesem somit zusätzliche Würze. Der Fokus sei jedoch auf persönliche Erfahrungen und Eindrücke angelegt, die mit dem Rhein im Zusammenhang stünden, wie Stotz betont. Für ihn sei es auch wichtig aufzuzeigen, wie idyllisch und schützenswert die Schweizer Natur mit ihren von der Zivilisation oft bedrängten Gewässern ist. Parallel zu seinem Buchprojekt über den Rhein arbeitet der Sprachforscher an seinen Prosatexten, einer Sammlung von Novellen, die das Leben und Wirken bekannter Autoren beleuchten sollen. «Wenn die Tinte fliesst, bin ich im Fluss und kann somit Dinge konfrontieren, die mich innerlich beschäftigen».
Tomas Hrico
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