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Montag, 16. Mai 2022
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Eine Landvilla, eine Bauernstube, ein Pfarrherren- oder ein Terrassenhaus – sie alle erzählen Eglisauer Hausgeschichten. Das gilt besonders, wenn man hinter die Fassade blicken darf.
Eglisau. «Die Siedlungs- und Baugeschichte des Brückenstädtchens reicht weit zurück», sagt Daniel Stotz, der sich stark mit der lokalen Geschichte auseinandersetzt. Noch heute könne der genaue Beobachter Spuren aus einem ganzen Jahrtausend im Städtchen entdecken. Die einzelnen Gebäude habe man so ausgewählt, dass sie auf Grund ihrer Architektur, ihrer Bau- und Renovationsgeschichte, ihrer Nutzung und ihrer gesellschaftlichen Funktion reichhaltige Beispiele der (Sozial-)Geschichte über die Jahrhunderte vermitteln, so Stotz. Es sind nicht nur historische Gebäude, sondern auch solche neueren Datums wie etwa die Terrassensiedlung der Stockwerkeigentümergemeinschaft «Burg».
Insgesamt zwölf Häuser öffnen ihre Türen, um hinter die Fassade blicken zu lassen (siehe ganz unten). Vier Häuser seien kurz präsentiert.
Als die Terrassensiedlung Burg im Jahr 1972 gebaut wurde, herrschte nicht nur eitel Freude. Die Architekten Gygax, Hüsler & Lanz wagten es, mit den Bauherren Fröhlich und Nyffeler zwischen Rebhang und Rhein einen Gebäudekomplex aus Sichtbeton am Rand des historischen Städtchens hinzupflanzen. Die terrassierte Bauweise mit Aussentreppen und separaten Hauseingängen war jedoch eine Antwort auf die wuchernde «Hüsli-Schweiz», die sich immer mehr in die Landschaft frass. Die Terrassenbauweise sei einerseits eine Antwort auf die Zersiedelung der Landschaft gewesen, andererseits eine Lösung für die Erschliessung von schwer bebaubaren Steilhängen, sagt Alfred Meister vom Ortsmuseum Eglisau. Er lebt mit seiner Frau seit bald 50 Jahren in der Siedlung Burg. Sie bestehe aus acht Eigentumswohnungen, die damals von jungen Familien bewohnt wurden. «In den Anfangsjahren beherbergte die Siedlung bis zu zwölf Kleinkinder. Es war üblich, dass jeweils eine Mutter – seltener ein Vater – für alle das Mittagessen kochte», sagt Meister, der sich gerne an diese Zeit zurückerinnert. Das habe sowohl für die Kinder als auch für die Erwachsenen zu Freundschaften und guten Kontakten geführt. Der 80-Jährige hofft, noch möglichst lange mit seiner Frau in der inzwischen redimensionierten Wohnung – ein Teil ist vermietet – leben zu können.
Anzumerken gilt: Wer heute den Sichtbeton der Burg-Siedlung sucht, muss genau hinschauen. Die «Burg», die heute im kantonalen Schutzinventar eingetragen ist, präsentiert sich als grüne Oase, eine von Pflanzen überwucherte Siedlung.
Das Haus an der Eigenstrasse 20 wurde von Architekt Walter H. Schaad (1902–1990) entworfen. Er war ein Schüler und Mitarbeiter von Karl Moser und Le Corbusier. Schaad gilt als wichtiger Architekt des Neuen Bauens in der Schweiz. Stahlskelettkonstruktion, ein Flachdach oder grossflächige Verglasungen sind typische Merkmale dieses Baustils. Das in den 1929/30er Jahren realisierte Gebäude in Eglisau ist ein einzigartiger Zeitzeuge im Stil des Neuen Bauens in der Region Unterland. Doch was dachte damals die Bevölkerung über dieses Bauhaus? Antwort liefert die Ortschronik von 1930: «Es fällt einem freilich noch immer schwer, die Schönheit dieses ‹Hüsli ohne Tach› gebührend zu würdigen, umso mehr, als dasselbe zu dem danebenstehenden Chalet des Herrn Strasser in einem besonders schreienden Gegensatz steht.»
Hundert Jahre vor dem Bauhaus-Stil mit Stahlskelett dominierte der Skelettbau aus Holz: Solche Riegelhäuser sind in Eglisau noch zahlreiche zu bewundern: beispielsweise der 1842 realisierte Fachwerkbau an der Tössriedernstrasse 29–33. Ursprünglich waren das zwei Bauernhäuser mit Scheune und Stall. Letztere wurden in den 1930er Jahren in eine Schreinerei umfunktioniert. Das bald 200 Jahre alte Gebäude hat man in seiner Geschichte mehrmals umgebaut und renoviert. Doch die Stube im Wohnhaus ist noch immer im Originalzustand erhalten. Das Riegelhaus ist heute energetisch auf öko getrimmt: Die Wärme bezieht es von einer Schnitzelheizung, die der Schreinerei angeschlossen ist. Zudem sorgen Sonnenkollektoren für Warmwasser. Noch in Betrieb ist der 1842 erbaute Kachelofen, der nicht nur Wärme spendet, sondern in dem die Bewohner am Samstag jeweils noch fleissig Brot backen.
Das einstige Bürgerhaus an der Obergass 53 in Eglisau stammt vermutlich aus dem 13. Jahrhundert. Es steht Tür an Tür mit weiteren Altstadthäusern, unweit vom Schulhaus entfernt. Das Gebäude gilt laut Ortsmuseumskommission als ein wichtiger architektur- und ortsgeschichtlicher Zeuge spätmittelalterlicher Baukunst. Die Nordfassade des Hauses ist Teil der alten Stadtmauer; Teile davon sind im Keller integriert.
Eine besondere Bedeutung hat der sogenannte Rittersaal im ersten Obergeschoss, der als Wirtschafts- und Vorratsraum diente. Heute wird hier ab und zu Kabarett gezeigt, manchmal findet auch eine Erzählnacht statt. Wichtig aus historischer Sicht sind insbesondere die Eichenbalken der Decke: Es handelt sich dabei um die älteste datierte Bausubstanz von Eglisau, die Bäume hat man um das Jahr 1280 gefällt.
Roger Strässle
«EGLISAUER HAUSgeSCHICHTEN» – so heisst die neue Sonderausstellung, die Rina Nagel und Daniel Stotz initiiert haben. Eröffnung ist am 1. Mai im Ortsmuseum Weierbachhus. Es wird über zwölf Häuser des Städtchens – aus dem Mittelalter bis heute – informiert. Die Gebäude können auch vor Ort besichtigt werden. Ein Jahr lang öffnet monatlich ein anderes Haus an einem bestimmten Datum seine Türen. Weitere Informationen sind erhältlich unter:
Eine Landvilla, eine Bauernstube, ein Pfarrherren- oder ein Terrassenhaus – sie alle erzählen Eglisauer Hausgeschichten. Das gilt besonders, wenn man hinter die Fassade blicken darf.
Eglisau. «Die Siedlungs- und Baugeschichte des Brückenstädtchens reicht weit zurück», sagt Daniel Stotz, der sich stark mit der lokalen Geschichte auseinandersetzt. Noch heute könne der genaue Beobachter Spuren aus einem ganzen Jahrtausend im Städtchen entdecken. Die einzelnen Gebäude habe man so ausgewählt, dass sie auf Grund ihrer Architektur, ihrer Bau- und Renovationsgeschichte, ihrer Nutzung und ihrer gesellschaftlichen Funktion reichhaltige Beispiele der (Sozial-)Geschichte über die Jahrhunderte vermitteln, so Stotz. Es sind nicht nur historische Gebäude, sondern auch solche neueren Datums wie etwa die Terrassensiedlung der Stockwerkeigentümergemeinschaft «Burg».
Insgesamt zwölf Häuser öffnen ihre Türen, um hinter die Fassade blicken zu lassen (siehe ganz unten). Vier Häuser seien kurz präsentiert.
Als die Terrassensiedlung Burg im Jahr 1972 gebaut wurde, herrschte nicht nur eitel Freude. Die Architekten Gygax, Hüsler & Lanz wagten es, mit den Bauherren Fröhlich und Nyffeler zwischen Rebhang und Rhein einen Gebäudekomplex aus Sichtbeton am Rand des historischen Städtchens hinzupflanzen. Die terrassierte Bauweise mit Aussentreppen und separaten Hauseingängen war jedoch eine Antwort auf die wuchernde «Hüsli-Schweiz», die sich immer mehr in die Landschaft frass. Die Terrassenbauweise sei einerseits eine Antwort auf die Zersiedelung der Landschaft gewesen, andererseits eine Lösung für die Erschliessung von schwer bebaubaren Steilhängen, sagt Alfred Meister vom Ortsmuseum Eglisau. Er lebt mit seiner Frau seit bald 50 Jahren in der Siedlung Burg. Sie bestehe aus acht Eigentumswohnungen, die damals von jungen Familien bewohnt wurden. «In den Anfangsjahren beherbergte die Siedlung bis zu zwölf Kleinkinder. Es war üblich, dass jeweils eine Mutter – seltener ein Vater – für alle das Mittagessen kochte», sagt Meister, der sich gerne an diese Zeit zurückerinnert. Das habe sowohl für die Kinder als auch für die Erwachsenen zu Freundschaften und guten Kontakten geführt. Der 80-Jährige hofft, noch möglichst lange mit seiner Frau in der inzwischen redimensionierten Wohnung – ein Teil ist vermietet – leben zu können.
Anzumerken gilt: Wer heute den Sichtbeton der Burg-Siedlung sucht, muss genau hinschauen. Die «Burg», die heute im kantonalen Schutzinventar eingetragen ist, präsentiert sich als grüne Oase, eine von Pflanzen überwucherte Siedlung.
Das Haus an der Eigenstrasse 20 wurde von Architekt Walter H. Schaad (1902–1990) entworfen. Er war ein Schüler und Mitarbeiter von Karl Moser und Le Corbusier. Schaad gilt als wichtiger Architekt des Neuen Bauens in der Schweiz. Stahlskelettkonstruktion, ein Flachdach oder grossflächige Verglasungen sind typische Merkmale dieses Baustils. Das in den 1929/30er Jahren realisierte Gebäude in Eglisau ist ein einzigartiger Zeitzeuge im Stil des Neuen Bauens in der Region Unterland. Doch was dachte damals die Bevölkerung über dieses Bauhaus? Antwort liefert die Ortschronik von 1930: «Es fällt einem freilich noch immer schwer, die Schönheit dieses ‹Hüsli ohne Tach› gebührend zu würdigen, umso mehr, als dasselbe zu dem danebenstehenden Chalet des Herrn Strasser in einem besonders schreienden Gegensatz steht.»
Hundert Jahre vor dem Bauhaus-Stil mit Stahlskelett dominierte der Skelettbau aus Holz: Solche Riegelhäuser sind in Eglisau noch zahlreiche zu bewundern: beispielsweise der 1842 realisierte Fachwerkbau an der Tössriedernstrasse 29–33. Ursprünglich waren das zwei Bauernhäuser mit Scheune und Stall. Letztere wurden in den 1930er Jahren in eine Schreinerei umfunktioniert. Das bald 200 Jahre alte Gebäude hat man in seiner Geschichte mehrmals umgebaut und renoviert. Doch die Stube im Wohnhaus ist noch immer im Originalzustand erhalten. Das Riegelhaus ist heute energetisch auf öko getrimmt: Die Wärme bezieht es von einer Schnitzelheizung, die der Schreinerei angeschlossen ist. Zudem sorgen Sonnenkollektoren für Warmwasser. Noch in Betrieb ist der 1842 erbaute Kachelofen, der nicht nur Wärme spendet, sondern in dem die Bewohner am Samstag jeweils noch fleissig Brot backen.
Das einstige Bürgerhaus an der Obergass 53 in Eglisau stammt vermutlich aus dem 13. Jahrhundert. Es steht Tür an Tür mit weiteren Altstadthäusern, unweit vom Schulhaus entfernt. Das Gebäude gilt laut Ortsmuseumskommission als ein wichtiger architektur- und ortsgeschichtlicher Zeuge spätmittelalterlicher Baukunst. Die Nordfassade des Hauses ist Teil der alten Stadtmauer; Teile davon sind im Keller integriert.
Eine besondere Bedeutung hat der sogenannte Rittersaal im ersten Obergeschoss, der als Wirtschafts- und Vorratsraum diente. Heute wird hier ab und zu Kabarett gezeigt, manchmal findet auch eine Erzählnacht statt. Wichtig aus historischer Sicht sind insbesondere die Eichenbalken der Decke: Es handelt sich dabei um die älteste datierte Bausubstanz von Eglisau, die Bäume hat man um das Jahr 1280 gefällt.
Roger Strässle
«EGLISAUER HAUSgeSCHICHTEN» – so heisst die neue Sonderausstellung, die Rina Nagel und Daniel Stotz initiiert haben. Eröffnung ist am 1. Mai im Ortsmuseum Weierbachhus. Es wird über zwölf Häuser des Städtchens – aus dem Mittelalter bis heute – informiert. Die Gebäude können auch vor Ort besichtigt werden. Ein Jahr lang öffnet monatlich ein anderes Haus an einem bestimmten Datum seine Türen. Weitere Informationen sind erhältlich unter:
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